Frischgebackene Eltern: Wichtige Infos über die Zeit nach der Geburt – Bindung, Wochenbett & Bürokratie

Lucie Krell

Entspannungspädagogin, Mutter und aktuell in Ausbildung zur Mütterpflegerin

Die ersten Wochen nach der Geburt: Eine besondere Zeit

Viele Paare sehnen eine Schwangerschaft lange herbei und malen sich aus, wie die Geburt und der gemeinsame Familienalltag aussehen werden. Doch wie sieht eigentlich die Zeit unmittelbar nach der Geburt aus? Was bedeutet "Wochenbettbetreuung" und welche Veränderungen durchläuft der Körper einer Frau? All diese Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet.

Inhaltsverzeichnis

  • Die ersten Wochen nach der Geburt: Eine besondere Zeit
  • Übergangsphase von Geburt zu Wochenbett
  • Körperliche Veränderungen der Mutter im Wochenbett
  • Das Neugeborene: Die ersten Momente nach der Geburt
  • Eltern-Kind-Bindung: Der Grundstein für eine gesunde Beziehung
  • Herausforderungen im Wochenbett: Alles ist neu
  • 5 Tipps für ein erholsames Wochenbett
  • Wochenbettbetreuung:
    Unterstützung durch eine Mütterpflegerin
  • Fazit: Gut vorbereitet ins Familienleben starten

Übergangsphase von Geburt zu Wochenbett

Eine Geburt ist erst dann vollständig abgeschlossen, wenn nach dem Neugeborenen auch die Plazenta ausgestoßen wurde. Gleichzeitig beginnt das sogenannte Wochenbett, das etwa acht Wochen dauert. Es wird in das frühe Wochenbett (bis 10 Tage nach der Entbindung) und das späte Wochenbett unterteilt. In dieser Zeit steht die Hebamme der Mutter unterstützend zur Seite und begleitet die körperlichen sowie emotionalen Veränderungen nach der Geburt.

Die Gebärmutter zieht sich direkt nach der Geburt zusammen und erlangt nach etwa sechs Wochen wieder ihre normale Größe und Position. Diese Phase dient der Rückbildung der körperlichen Veränderungen, die während der Schwangerschaft entstanden sind.

Körperliche Veränderungen der Mutter im Wochenbett

Hormonelle Umstellungen

Nach der Entbindung sinken viele Hormone, die von der Plazenta produziert wurden, wie Progesteron. Gleichzeitig wird Oxytocin, das sogenannte Kuschelhormon, vermehrt ausgeschüttet. Dieses Hormon unterstützt:

  • Die Nachwehen, die die Gebärmutter schneller zusammenziehen lassen

  • Die Reduzierung des Risikos für Nachblutungen

  • Die Stillzeit, indem es den Milcheinschuss und den Milchfluss fördert

Das Stillen hat einen wichtigen Einfluss auf die Rückbildung und unterstützt die Eltern-Kind-Beziehung. Bereits das erste Stillen mit der Muttermilch, bei dem das Baby das wertvolle Kolostrum erhält, ist ein wertvoller Beitrag zur Stärkung des Immunsystems des Säuglings.

Das Neugeborene: Die ersten Momente nach der Geburt

Nach der Geburt wird das Baby im Normalfall direkt auf den Körper der Mutter gelegt. Dieser Hautkontakt ist essenziell für die Wärmeversorgung und das Bonding. Währenddessen kann die Nabelschnur auspulsieren, damit noch möglichst viele Eisenreserven weitergegeben werden können und wird erst dann durchtrennt.

Medizinische Untersuchungen

  • APGAR-Test¹: Bewertung des Gesamtzustandes des Neugeborenen
  • U1-Untersuchung: Prüfung von Körperlänge, Gewicht und Kopfumfang
  • Vitamin-K-Gabe: Vorbeugung von Hirnblutungen

Je nach Geburtsort werden Mutter und Kind entweder nach wenigen Stunden nach Hause entlassen oder auf die Wochenbettstation verlegt. Nach einem Kaiserschnitt erfolgt eine längere medizinische Überwachung.

Eltern-Kind-Bindung: Der Grundstein für eine gesunde Beziehung

Egal ob zu Hause oder in der Klinik – das Wichtigste in dieser Phase ist die intensive Nähe zwischen Eltern und Baby. Hautkontakt und Stillen stärken nicht nur die Eltern-Kind-Beziehung, sondern auch das Wohlbefinden des Neugeborenen. Auch das zweite Elternteil sollte aktiv am Bonding teilnehmen.

Die natürliche Krise

Die Umstellung ist herausfordernd. Eltern müssen erst lernen, die Signale ihres Kindes zu deuten. Dieser Prozess braucht Zeit und Geduld. Aber macht euch bewusst: es ist ein Prozess des Kennenlernens, der Zeit braucht. Es handelt sich um eine natürliche Krise, die einen Umbruch in eurem Leben darstellt, an den ihr euch alle erst gewöhnen und bei dem ihr euch so viel Unterstützung
holen dürft, wie ihr braucht. Scheut euch nicht, Unterstützung in Anspruch zu nehmen!

Denn: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“ (Afrikanisches Sprichwort)

Herausforderungen im Wochenbett: Alles ist neu

Das erste Lebensjahr ist für das Baby voller neuer Erfahrungen, aber auch für die Eltern ist alles neu. Gerade die Mutter durchläuft viele körperliche und emotionale Veränderungen.

Baby-Blues und Wochenbett-Depression

Durch hormonelle Schwankungen kann es in den ersten Tagen nach der Geburt zu
Stimmungsschwankungen kommen. Dieser sogenannte Baby-Blues ist normal. Sollte jedoch eine anhaltende Niedergeschlagenheit auftreten, ist es wichtig, mit einer Hebamme oder einer Ärztin darüber zu sprechen, um eine Wochenbett-Depression auszuschließen.

  • Besuche sollten entlastend sein und nicht zur Pflicht werden.

  • Kuscheln mit Hautkontakt fördert die Bindung.

  • Freunde und Familie können im Haushalt oder mit Essen helfen.

  • Nehmt euch Zeit, um als Familie zusammenzuwachsen.

  • Sprecht eure Bedürfnisse rechtzeitig an.

Wochenbettbetreuung: Unterstützung durch eine Mütterpflegerin

Alleinerziehende können eine Mütterpflegerin in Anspruch nehmen. Diese unterstützt im Haushalt, bei der Erziehung von Geschwisterkindern und in der Organisation des Alltags. Unter bestimmten Umständen übernimmt die Krankenkasse die Kosten.

Wenn du mehr zur Wochenbettausstattung wissen möchtest, schaue doch mal in unseren Blogbeitrag "Erstausstattung Baby: Was brauchst du ?".

Welche Behördengänge müssen Eltern nach der Geburt absolvieren?

Nach der Geburt eines Kindes stehen für die Eltern einige wichtige Behördengänge an, um verschiedene finanzielle und rechtliche Angelegenheiten zu regeln. Hier sind die vier wichtigsten Schritte, die frischgebackene Eltern erledigen sollten:

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Die Geburtsurkunde ist das erste offizielle Dokument des Kindes. Sie wird beim Standesamt der Geburtsstadt beantragt. Für die Anmeldung werden die Geburtsbescheinigung der Klinik oder Hebamme sowie die Ausweise der Eltern benötigt. Falls die Eltern nicht verheiratet sind, wird die Vaterschaftsanerkennung ebenfalls verlangt.

Innerhalb der ersten Wochen nach der Geburt muss das Kind bei einer Krankenkasse angemeldet werden. Wenn beide Elternteile gesetzlich versichert sind, erfolgt die Anmeldung meist über die Familienversicherung eines Elternteils. Falls ein Elternteil privat versichert ist, können unterschiedliche Regelungen gelten.

Das Kindergeld ist eine finanzielle Unterstützung vom Staat und kann direkt nach der Geburt beantragt werden. Der Antrag wird bei der Familienkasse der Bundesagentur für Arbeit eingereicht.

Das Elterngeld unterstützt Eltern finanziell während der Elternzeit. Es wird bei der zuständigen Elterngeldstelle beantragt und orientiert sich am Einkommen der Eltern vor der Geburt. Der Antrag sollte möglichst früh gestellt werden, da die Bearbeitung mehrere Wochen dauern kann.

Zusätzliche Behördengänge für unverheiratete Eltern

Falls die Eltern nicht verheiratet sind, müssen zwei weitere Formalitäten erledigt werden:

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Der Vater muss die Vaterschaft offiziell anerkennen, damit er rechtlich als Vater gilt. Dies kann beim Standesamt, Jugendamt oder Notar erfolgen.

Falls beide Eltern das gemeinsame Sorgerecht wünschen, müssen sie eine entsprechende Erklärung beim Jugendamt abgeben.

Frühzeitige Anmeldung in der Kita oder Krippe

Auch wenn es keine Pflicht ist, ist die Anmeldung in einer Kindertagesstätte oder Krippe frühzeitig sinnvoll. Besonders in Städten gibt es oft lange Wartelisten. Wer sein Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt unterbringen möchte, sollte sich früh um einen Platz kümmern.

Mit dieser Checkliste behalten Eltern den Überblick über die wichtigen Behördengänge nach der Geburt. So wird sichergestellt, dass alle Anträge fristgerecht gestellt und alle Unterstützungsleistungen wie Mutterschutz, Elterngeld und Kindergeld rechtzeitig beantragt werden.

Fazit: Gut vorbereitet ins Familienleben starten

Das Wochenbett ist eine Zeit der Veränderung, des Ankommens und des Lernens. Mit der richtigen Erstausstattung, Unterstützung und Geduld können Eltern diese besondere Phase bewusst erleben und genießen. Was ist euch besonders wichtig? Tauscht euch aus, erstellt eine Liste und kommuniziert eure Bedürfnisse – so gelingt ein entspannter Start ins Familienleben!

Viel Glück und Freude als frischgebackene Eltern!

Quellen:

¹ https://flexikon.doccheck.com/de/Apgar-Score

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